Der Mattelift gehört zu Bern wie die Aare zur Matte. Er verbindet seit über 125 Jahren die untere Matte mit der oberen Plattform – technisch raffiniert, architektonisch markant und menschlich persönlich. Doch wie kam es überhaupt dazu? Wer hatte die Idee? Und warum war sein Bau so umstritten?
Genau diesen Fragen ist Stefan Weber in seiner Diplomarbeit auf den Grund gegangen – mit beeindruckender Tiefe und historischer Präzision. Seine Arbeit „Die Entstehung des Mattelifts 1888–1897“ beleuchtet erstmals die komplexe Vorgeschichte eines Bauwerks, das längst Teil der kollektiven Berner Identität geworden ist.
Was auf den ersten Blick wie ein einfacher Lift erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als technisches Pionierprojekt, politisches Verhandlungsstück und gesellschaftliches Aushängeschild. Zwischen Innovationsgeist, städtischer Planung und öffentlichem Widerstand zeigt sich: Der Mattelift war von Anfang an mehr als nur ein Aufzug.
Ob als historisch Interessierte*r, als Bern-Liebhaber*in oder mit fachlichem Interesse an Stadtplanung und Technik – die Arbeit von Stefan Weber bietet spannende Einblicke für alle:
Sie zeigt, wie sich engagierte Persönlichkeiten mit Vision und Beharrlichkeit gegen Widerstände durchsetzten.
Sie dokumentiert, wie städtische Infrastruktur entsteht – zwischen Behörden, Medien, Öffentlichkeit und technischen Rahmenbedingungen.
Und sie macht sichtbar, wie aus einer Idee ein Symbol wurde, das bis heute Menschen bewegt.
Dabei richtet sich der Blick nicht nur auf technische Skizzen oder politische Akten, sondern auch auf die gesellschaftlichen Spannungen jener Zeit: Wer profitierte vom Lift? Wer stellte sich quer? Welche Kompromisse mussten geschlossen werden?
Die Arbeit ist nicht nur ein Rückblick – sie ist auch eine Einladung, Verbindung neu zu denken. Der Mattelift ist mehr als ein Verkehrsmittel. Er ist ein Ausdruck von Stadtentwicklung, von Nähe und Gemeinschaft. Und er erinnert uns daran, dass auch kleine Projekte eine grosse Wirkung entfalten können – wenn Menschen dahinterstehen, die an ihre Idee glauben.
Die Diplomarbeit von Stefan Weber ist ein wertvolles Zeitdokument – für alle, die wissen möchten, wie aus Technik Geschichte wurde.
1894
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Initiativkomitee zum Bau eines elektrischen Personenaufzuges als Verbindung zur Altstadt zwischen Matte und Plattform. Opposition der Presse und verschiedener Kreise. Begründung: "Verschandelung der Plattform". |
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1896
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10. April: Gründungsdatum der Elektrische Personenaufzug Matte-Plattform AG (AK Fr. 50'000.-/1000 Namenaktien zu Fr. 50.-) im Restaurant Adler, Bern. Erwerb der Konzession und Erlangung der Baubewilligung des von Ingenieur Emil Strub projektierten Aufzugs. Ausführungsvertrag mit der Berliner Firma Siemens & Halske.
24. April: 1. VR-Sitzung im Zähringer: HH Lüthi, Obrecht, E. u. A. Küenzi, Bischhausen, Stettler, Gehrig als Unternehmer, sowie V. von Ernst als Financier. |
1897
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22. April: Betriebseröffnung. Anschliessend Unterbrüche, bedingt durch technische Schwierigkeiten. Trotzdem im ersten Jahr 60'000 Fahrgäste. Tarif 10 Rp. (Abo 5 Rp.). 2 Kabinen wechselweise auf und ab. Jede Kabine durch einen Kondukteur bedient. Elektrischer Anschluss an das in der Matte befindliche erste EWB. Baukostensumme Fr. 55'000.-. |
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1907
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Verhandlungen mit Gemeinderat zwecks Übernahme der Anlage. Seine Offerte Fr. 22‘000.-. Der Gemeinderat berücksichtigt nur die geringe Ertragskraft, nicht aber die Pflicht zur Erleichterung des öffentlichen Verkehrs (Kommentar des damaligen VR). |
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1910
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1 Kabine wird ausser Betrieb gesetzt. Sie fährt leer. Somit Einsparung eines Kondukteurs. |
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1920
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Die seit 1910 ausser Betrieb gesetzte Kabine wird durch ein Gegengewicht ersetzt (ca. 2,5 Tonnen). Die gesamte Maschinenanlage wird mit Ausnahme der Seiltrommel ersetzt. Umbaukosten Fr. 15‘000.-. |
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1952
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Ersetzen der Holzschienen durch solche aus Stahl mit Gleitschuhen aus Bronze. Gleichzeitig Auswechseln der hölzernen Kabine durch eine geräumigere (8 Personen) aus Metall. |
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1974
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Die gesamte Antriebsmaschine, die Kabine, die Führungsschienen, die Steuerung, die Sicherheitseinrichtungen und die Schachttüren werden ersetzt. Als Alarmvorrichtung ist ein Anschluss eines Telefonapparates in der Kabine an das öffentliche PTT-Netz installiert. Das Geländer des Zugangs zur Bergstation wird total erneuert. Total Kosten Fr. 251‘000.-. Finanzierung zum Teil aus eigenen Mitteln, sowie durch Erhöhung des AK von Fr. 50‘000.- auf Fr. 150‘000.- |
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1981- 1983
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Renovation der Stahlkonstruktion. Kosten Fr. 75‘000.-. Neugestaltung des Liftvorplatzes in der Matte. Ersetzen der 90 Jahre alten eisernen Windverbände (Rost) zwischen der Mauer und dem Aufzugsturm. |
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1985
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Die aus Sandstein bestehende Stützmauer der 1339-1450 erstellten Münsterplattform wird durch die Stadt saniert. Die Münsterplattform wird während der Sanierung bis auf einen schmalen Durchgang zum Lift und Plattform-Café geschlossen. Folge: Umsatzeinbusse ohne Kompensation. Zugleich Reduktion Drogenhandel und -konsum auf der Plattform. |
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1995
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Totalrevision Tragkonstruktion. Erneuerung des bergseitigen Daches, des Geländers, sowie der Bodenkonstruktion. Totalkosten Fr. 170‘000.-, finanziert durch eigene Mittel. |
Die Neuzeit
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